Türkei: Kriegsdienstverweigerer İnan Süver startet Todesfasten

von Ekin Karaca

Nach einem zehntägigen Hungerstreik entschied sich der Kriegsdienstverweigerer İnan Süver nun, zum Todesfasten überzugehen. Sein Grund: Schikanen im Gefängnis Balıkesir und die Ablehnung seines Gesuches, in eine andere Zelle verlegt zu werden.

Kriegsdienstverweigerer İnan Süver ist im Gefängnis Balıkesir im Süden des Bezirks Marmara inhaftiert. Nachdem er bereits zehn Tage im Hungerstreik war, entschied er sich, nun zum Todesfasten überzugehen.

Süver sagte, dass er seine Handlungen nicht bedauere. Er erklärte, dass er nicht in der türkischen Armee Dienst leisten werde und sich für diesen Weg bewusst entschied. Er sei bereit gewesen, die Folgen zu tragen, so İnan Süver während eines Besuches seiner Ehefrau Remziye Süver.

“Er beginnt das Todesfasten”

Remziye Süver informierte Bianet über seine Haftbedingungen. Sie sagte, dass ihr Ehemann völlig am Ende und schwach sei und dass dies irgendwie ein Ende haben müsse. Sie berichtete, dass ihr Ehemann nicht verstehe, warum er für eine so lange Zeit in Haft sei. Vor zwei Monaten sollte er aufgrund psychologischer Probleme in das Militärkrankenhaus Gülhane (GATA) gebracht werden. Aber die Überweisung sei bis heute nicht beim Gericht eingegangen, so dass er nicht ins Krankenhaus gehen konnte. Seine Frau erzählte Bianet weiter, dass er nach zehn Tagen Hungerstreik am Freitag, den 16. September, das Todesfasten begonnen habe.

“İnan wird wie ein Terrorist behandelt“

Nach dem Gesetz muss die Gesundheit von Hungerstreikenden drei Mal am Tag überprüft werden. Remziye Süver sagte, dass niemand auf ihren Ehemann achte und die Ärzte des Gefängnisses keine Gesundheitsprüfungen durchgeführt hätten.

Sie fasste die Probleme ihres Ehemannes zusammen: „İnan will nicht zusammen mit verurteilten Kriminellen zusammen sein, weil sie ihn ständig damit drohen, dass bei den zunehmenden Spannungen im Land immer wieder Soldaten getötet werden. Mehr noch, die Insassen werden von der Gefängnisleitung dazu angehalten. Wenn die Wächter İnan dazu zwingen, seine Zelle zu verlassen und in eine Gemeinschaftszelle zu gehen, erzählen sie den anderen ‚Nehmt diesen Verräter des Vaterlandes und zähmt ihn ein wenig‘“, ergänzte sie.

„İnan versuchte durch den Ventilationsschacht auf das Dach zu fliehen, als die anderen Insassen ihn schlagen wollten. Er versuchte das Dach zu erreichen und stellte erneut ein Gesuch, in eine Einzelzelle oder zu den politischen Gefangenen überstellt zu werden. Aber er fiel aus zwei oder drei Metern Höhe herunter, bevor er das Dach erreichen konnte.

„Die Insassen und die Gefängnisleitung behandeln İnan, als ob er ein „Terrorist der PKK“ sei. Er frage deshalb: ‚Wenn ich ein Terrorist bin, warum komme ich dann nicht in eine Zelle zusammen mit den politischen Gefangenen?‘, berichtete Remziye Süver.

Sie ergänzte: „İnan verliert nach all den Erfahrungen seine Geduld. Er hat kein Verbrechen begangen. Er wollte einfach nicht Militärdienst ableisten. Dennoch ist er unter sehr harten Bedingungen inhaftiert. Aber trotz seiner Erfahrungen bedauert er nichts. Wenn nicht kämpfen zu wollen als ‚Terrorismus‘ gilt, dann ist er zu einem ‚Terrorist‘ geworden“, bekräftigte Remziye Süver die Entscheidung ihres Ehemannes, zum Todesfasten überzugehen.

Ekin Karaca: Conscientious Objector Süver Starts Death Fast. Bia News Center, 19. September 2011. Übersetzung: Rudi Friedrich. Quelle: http://bianet.org/english/freedom-of-expression/132797-conscientious-objector-suver-starts-death-fast

Stichworte:    ⇒ Inan Süver   ⇒ Inhaftierung   ⇒ Kriegsdienstverweigerung   ⇒ Türkei