Winter Soldier 2009

Hinweise zu den Sprechern

von Iraq Veterans Against the War

Chris Arendt

Chris Arendt war von 2001 bis 2007 Feldjäger bei der US-Armee in Michigan und wurde als Gefangenenwärter in Guantanamo (Kuba) eingesetzt. Er schilderte bei der Anhörung Winter Soldier 2008 in Washington D.C. seine Erlebnisse und war damit der erste Wärter, der über die Bewachung der Gefangenen im Gefängnis Gitmo berichtete. Derzeit reist er als heimatloser Veteran durch die Welt und berichtet über seine Erfahrungen.

Zack Baddorf

Zack Baddorf ging am 13. September 2001 zur US-Marine und arbeitete dort fünf Jahre lang als Journalist, unter anderem im Irak und Kuwait. Er war sechs Monate lang im Persischen Golf an Bord des Amphibienschiffes USS Peleliu und einen Monat in irakischen Gewässern an Bord des Raketenkreuzers USS Port Royal, der die irakischen Öl-Terminals schützen sollte.

Während der Vorbereitungen des Irakkrieges stand Baddorf nicht im Dienst der Armee. Er berichtete in dieser Zeit für unabhängige US-Medien über die Proteste gegen den Krieg in Japan.

Der in Delaware geborene berichtete auch aus Afghanistan, Pakistan und etwa 25 weiteren Ländern für das National Public Radio, das Pazifica Radio, Radio France International, Talk Radio News Service und andere Medien. Baddorf ist derzeit Vorsitzender der Freien Sprecher der Radionews und Mitglied des Kanadischen Journalistenvereins. Er ist auch Gründungsmitglied des Kanadisch-Afghanischen Solidaritätskomitees.

Baddorf ist jetzt Freiwilliger des US-Friedenskorps. Er unterrichtet englisch an einer Industrieschule in Barlad, Rumänien.

Chris Capps-Schubert

Chris Capps-Schubert war von November 2005 bis Ende September 2006 im Camp Victory, Bagdad, stationiert. Nach seinem Einsatz im Irak verweigerte sich der Fernmeldetechniker einer Verlegung nach Afghanistan und verließ im März 2007 unerlaubt die Armee.

Capps-Schubert war im Frühjahr 2004 in seiner Heimatstadt Hackettstown (New Jersey) dem Reservedienst beigetreten. Er absolvierte seine Grundausbildung in Fort Jackson (South Carolina) und schloss die Ausbildung als Fernmeldetechniker mit Auszeichnung ab. Dann ging er freiwillig für den aktiven Dienst zur Armee nach Deutschland. Kurz nach seiner Ankunft bei der Kompanie C, 440. Fernmeldebataillon, wurde er in den Irak versetzt.

Nach seinem Einsatz im Irak kehrte die Einheit nach Mannheim zurück, wurde aber sofort darauf vorbereitet, nach Afghanistan geschickt zu werden. Capps-Schubert entschied sich, aus seinem Urlaub im Februar 2007 nicht zurückzukehren. Er entfernte sich mehr als 60 Tage von der Truppe, bevor er sich am 8. Mai 2007 selbst in Fort Sill (Oklahoma) stellte. Er wurde drei Tage später aus der Armee entlassen.

Heute lebt Capps-Schubert mit seiner Frau in Hanau und ist Koordinator für Iraq Veterans Against the War Europe. Er berät auch GIs, die das Militär verlassen wollen oder bereits desertiert sind.

Dave Cortelyou

Dave Cortelyou ging Ende November 2004 zur US-Armee, mit der Hoffnung, Feuerwehrmann werden zu können. Nach seiner Grundausbildung kam er zum 2. Bataillon, 3. Feldartillerieregiment in Gießen.

Cortelyou wurde vom 14. Januar 2006 bis 13. Januar 2007 in Bi’aj und Ramadi im Irak eingesetzt, als Fahrer, MG-Schütze, Funker und Telefonist. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland kämpfte er mit Depressionen und dachte an Suizid. Statt Hilfe zu erhalten, wurde ihm gesagt, dass er zu einer anderen Einheit in den Irak geschickt werden sollte. Dieser Aufforderung kam er nicht nach. Cortelyou verließ insgesamt zwei Mal unerlaubt die Armee, die ihn aufgrund dessen im Jahre 2007 entließ.

Heute lebt Cortelyou mit seiner Ehefrau Pia in Gießen, lernt deutsch und ist Präsident der Iraq Veterans Against the War Frankfurt.

Eddie Falcon

Eddie Falcon war vier Jahre lang in der US-Luftwaffe Lademeister für das Transportflugzeug C-130. Er gehörte der 50. Luftbrückenstaffel an, die in Little Rock, Arkansas, stationiert ist.

In den Wintern von 2003 und 2004 wurde er an die Luftwaffenbasis Manas in Kirgisien versetzt, wo er sich um die Fracht mit Transportern, Soldaten, Senatoren, Spezialeinheiten, medizinischen Geräten, Fahrzeugen und afghanischen Personen aus und nach Afghanistan kümmerte. Später kam er nach Al Udeid, Qatar, um von dort Transporte in den Irak und aus dem Irak durchzuführen.

Falcon kehrte im Sommer 2004 aus Qatar zurück. Im folgenden Sommer kam er nach Ali Al Salem in Kuwait. Er transportierte Angehörige des irakischen Militärs im Austauschprogramm nach Jordanien, das US Senate Committee on Appropriations (für die Bereitstellung finanzieller Mittel zuständiger Ausschuss des Senats der USA) aus Bagdad heraus und Gefangene in Sicherheitsverwahrung von Bagdad in das Gefängnis Basra. Er evakuierte auch arme Afro-Amerikaner nach dem Hurrikan Katrina aus Louisiana heraus.

Falcon wurde im Dezember 2005 ehrenhaft entlassen. Er studiert jetzt spanisch in Madrid. In San Franciso lebt er in dem kollektiv betriebenen Veranstaltungszentrum "Station 40", das er auch mit betreibt.

Seit seiner Entlassung und Rückkehr ist Falcon in der Antikriegsbewegung aktiv. Er unterstützte die Organisation des Winter Soldier Hearing in San Francisco. Er wurde 2008 Mitglied der IVAW, sprach im Juni 2008 bei einer Veranstaltung in Tokio und hilft bei der Organisation des Winter Soldier Hearing in Berkeley.

Lee Kamara

Der 29-jährige Lee Kamara war acht Jahre lang in der Leichten Infanterie der britischen Armee. Er war in Nordirland und zu Beginn der Offensive gegen den Irak eingesetzt worden. Kamara wurde Obergefreiter und war Nachrichtenexperte in der Infanterie. Er diente gemeinsam mit Martin Webster. Gemeinsam schrieben und spielten sie Musik. Nun ist er ebenfalls in "Voices of War" aktiv.

Rose Kazma, Psychologin

Rose Kazma praktiziert seit 19 Jahren als Psychologin und arbeitet mit Personen, die unter posttraumatischem Stresssyndrom leiden, ausgelöst durch Einsätze im Rahmen des US-Militärs, Gewalt am Arbeitsplatz oder kriminelle und sexuelle Angriffe.

Kazma entschied sich vor neun Jahren, die USA zu verlassen und nach Rom zu gehen. Dort ist sie bei verschiedenen Friedens- und Menschenrechtsgruppen aktiv, mit den Zielen, die Besatzung in Afghanistan und Irak zu beenden, Guantanamo zu schließen und die Blockade des Gazastreifens zu beenden. Sie lehnt die imperiale US-Außenpolitik ab.

Christian Neumann

Christian Neumann ist Mitglied der Bundeswehr. Er war im Jahre 2000 im Kosovo als Landvermesser eingesetzt und erneut im Norden Afghanistans in den Jahren 2007 und 2008. In Afghanistan hatte er Karten für Sondereinsätze zu erstellen.

Neumann ist seit zehn Jahren Soldat. Obwohl er Veränderungen bei Struktur und Zielen im Militär nach Ende des kalten Krieges wahrnahm, blieb er bei der Bundeswehr, weil er davon überzeugt ist, dass er als Quelle für die Friedensbewegung ein Aktivposten darstellt.

Neumann ist Mitglied des Darmstädter Signals, ein kritisches Sprachrohr von ehemaligen und aktiven Offizieren und Unteroffizieren der Bundeswehr, die die strikte Einhaltung des Verfassungs- und Völkerrechts und den absoluten Vorrang vorbeugender ziviler Konfliktlösungen vor militärischen Maßnahmen sowie mehr Demokratie für mündige Soldaten in der Bundeswehr fordern.

André Shepherd

André Shepherd war Hubschraubermechaniker der US-Armee. Er beantragte am 26. November 2008 als erster Irakveteran der US-Armee in Deutschland Asyl.

Shepherd wurde Mechaniker für Apache-Hubschrauber mit der Hoffnung, sich damit eines Tages für die Arbeit als Pilot qualifizieren zu können. Seine erste Einheit wurde in den Irak versetzt, als er noch seine Ausbildung absolvierte. Er folgte ihr für sechs Monate zu einer Operationsbasis in der Nähe von Tikrit. Dort arbeitete er 12 Stunden am Tag, um die schwerbewaffneten Apache (und ihre Hellfire-Raketen) instand und einsatzbereit zu halten.

Shepherd entschied sich, nicht länger den Irakkrieg unterstützen zu können, sah aber keine Möglichkeit, als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden, da er nicht jeden Kriegseinsatz ablehnt, was Voraussetzung für eine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer wäre.

Am 11. April 2007 verließ Shepherd unerlaubt den Standort Katterbach in Deutschland. Mit seiner Asylantragstellung verweist auf die Qualifikationsrichtlinie der Europäischen Union, die seit Oktober 2006 in Kraft ist. Mit ihr sollen die geschützt werden, die sich einem völkerrechtswidrigen Krieg oder völkerrechtswidrigen Handlungen entziehen und mit Verfolgung rechnen müssen. Über den Asylantrag wurde bislang nicht entschieden.

Martin Webster

Der 32 Jahre alte Martin Webster war elfeinhalb Jahre Soldat in der Leichten Infanterie in Großbritannien. Er war zwei Mal in Nordirland eingesetzt worden, einmal in Sierra Leone und einmal im Irak. Er erreichte den Rang eines Unteroffiziers und diente in einer Mörserdivision. Webster filmte 2004 im Irak eine Niederlage während des Kriegseinsatzes, mit der er 2006 Schlagzeilen machte. Obwohl es keine Anklage gegen ihn gab, wurde er inhaftiert. Danach verließ Webster die Armee.

Heute schreibt und tritt er gemeinsam mit anderen ehemaligen Soldaten auf. Mit einer Gruppe von Veteranen, die mit dem Ausgang des Irakkrieges nicht glücklich sind, gründete er "Voices of War". Das wichtigste Ziel der Gruppe ist es, die Regierung zur Übernahme einer stärkeren Verantwortung für PTSD-Fälle zu drängen und die Unterstützung und Aufmerksamkeit für die Betroffenen zu stärken. "Voices of War" vermittelt die Botschaft über Musik und Kunst.

In den letzten beiden Jahren war Webster mit der Erstellung der Dokumentation "Tagebuch eines in Unehre gefallenen Soldaten" beschäftigt, die seinem Leben nach dem Verlassen der Armee folgt. Seine Dokumentation enthält Videotagebücher mit Websters persönlichen Gedanken und Gefühlen. Es zeigt seine Gemälde und Musik, wie auch die Entstehung von "Voices of War".

Iraq Veterans Against the War: Testifiers Biographies. 9. März 2009. Auszüge. Übersetzung: Rudi Friedrich.

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