USA: Stimmen gegen den Krieg

Bericht über die Veranstaltungsreihe Oktober/November 2007

von Rudi Friedrich

Vom 25. Oktober bis 8. November fand die Veranstaltungsreihe USA: Stimmen gegen den Krieg statt. Lori Hurlebaus und Aimee Allison aus den USA reisten jeweils alleine durch Deutschland und Luxemburg und führten an 21 Orten Veranstaltungen durch. In einigen Orten wurden sie durch den US-Deserteur Chris Capps begleitet, der in Hanau lebt. Zusätzlich berichteten sie auch bei einer Reihe von Schulveranstaltungen über ihre Arbeit. In der Mitte der Tour gab es zudem eine kleine Aktion vor der US-Luftwaffenbasis Spangdahlem in der Eifel.

Leider musste die Veranstaltung wie auch zwei Schulbesuche in Emden ausfallen, da Lori Hurlebaus krank geworden war und vorzeitig wieder abreiste.

Zu Beginn ihres Vortrages zeigten die Referentinnen einen kurzen Film, der in den USA im Rahmen der Antirekrutierungsarbeit mit Jugendlichen eingesetzt wird: ein schneller Blick auf den Vietnam- und Irakkrieg sowie den sich dagegen im Militär formierenden Widerstand, ergänzt durch Hinweise, wie das US-Militär mit falschen Informationen versucht, Jugendliche für die Armee zu ködern. Wir hatten den Film mit deutschen Untertiteln versehen. Er kann im Internet angesehen werden unter http://www.youtube.com/watch?v=ZP7kxZO2RJQ.

Im Anschluss zeigten sie anhand von einigen Bildern auf, auf welchem politischen, sozialen und ökonomischen Hintergrund die Armee rekrutiert, Krieg führt und welchen Widerstand es dagegen gibt. Lori Hurlebaus machte dabei deutlich, dass es ihr als Antikriegsaktivistin besonders wichtig ist, den Widerstand der GIs zu stärken, weil dies "die effektivste Art ist, den Krieg zu stoppen". Und sie ergänzte: "Zu wissen, dass es Schutz und Hilfe gibt, kann wesentlich dazu beitragen, dass SoldatInnen den Dienst verweigern."

Aimee Allison knüpfte dabei an ihren eigenen Hintergrund an: Sie hatte nach sechs Jahren Militärdienst 1991 die Kriegsdienstverweigerung erklärt. Aus Koblenz erreichte uns zu ihrem Vortrag folgende Rückmeldung: "In der ersten Veranstaltung mit ca. 80 Schülerinnen und Schülern - in einer Berufsbildenden Schule - hat sie auch die Lehrer zu einer hohen Aufmerksamkeit und einer sehr interessanten Diskussion motivieren können. In den letzten Jahren habe ich kaum eine Veranstaltung mit Schülern und Lehrern erlebt, die so offen und aufmerksam war. Im Koblenzer Sozialforum (am Abend) konnte sie ihre Arbeit sehr gut verdeutlichen. Sie hat nachdenklich und Mut gemacht, an der Sache dran zu bleiben und nicht locker zu lassen. Sie hat uns ein anderes Amerika gezeigt, ein Amerika, das sympathisch, menschenfreundlich, demokratisch und pazifistisch ist." In ihren Veranstaltungen hatte sie auch stets betont, wie wichtig die Zusammenarbeit mit oppositionellen SoldatInnen ist, die mit ihrer eigenen Erfahrung und ihrem Hintergrund eine wichtige Kraft sein können, um wirkungsvoller gegen den Krieg arbeiten zu können.

Chris Capps schilderte seine eigene Entscheidung, vor wenigen Monaten zu desertieren. Er ist jetzt aktives Mitglied von Iraq Veterans Against the War (IVAW) und unterstützt gemeinsam mit dem Military Counseling Network andere, die nicht länger in der Armee sein wollen.

Die Veranstaltungen waren mit 20 bis 150 Gästen in der Regel recht gut besucht. Besonders positiv wurden die Schulveranstaltungen aufgenommen, mit denen es für die SchülerInnen möglich wurde, hautnah die Erfahrungen aus einem anderen Land präsentiert zu bekommen.

Zu den guten Besucherzahlen hat vielleicht auch beigetragen, dass wir zum ersten Mal die Möglichkeit hatten, von Connection e.V. aus regional per eMail Veranstaltungstipps zu versenden. Wer bislang noch nicht in unserem Verteiler ist, aber in Zukunft eMail-Infos von uns bekommen möchte, einfach hier klicken und das Formular ausfüllen.

Besonders erfreulich war, dass sich aus der Veranstaltungsreihe einige Ansätze für die Arbeit in Deutschland ergeben haben. Schon im Vorfeld war deutlich geworden, dass viele Gruppen damit die Arbeit gegen die Rekrutierungsversuche der Bundeswehr stärken wollten. Hier konnten die Gäste aus den USA sicher Anregungen geben. Eine Gruppe in Düsseldorf hat die Idee aufgegriffen, einen ähnlichen Film auf die deutsche Situation bezogen zu produzieren. In verschiedenen Veranstaltungen wurde explizit auf die Rekrutierung der Bundeswehr hingewiesen, wie es im Beitrag von Christian Axnick in der im Mai von uns veröffentlichten Broschüre zur USA ausgeführt wurde. Die DFG-VK Hessen und das Bildungswerk der DFG-VK Hessen planen nun ein Seminar zum Thema. Und der Schwerpunkt des nächsten Internationalen Tages zur Kriegsdienstverweigerung wird die Antirekrutierungsarbeit in den verschiedenen Ländern sein.

Bei einem Abschlussgespräch mit Aimee Allison ergänzte sie dies noch. Sie hatte mitbekommen, dass es in verschiedenen Städten Interesse an einem Training gibt, wie aussteigewillige GIs unterstützt werden können. Bei einem solchen Training sollte auch überlegt werden, wie es möglich ist, ganz praktisch die SoldatInnen an ihren Stützpunkten zu erreichen. Das Military Counseling Network und Chris Capps wollen diesen Vorschlag aufgreifen.

Darüber hinaus hatten die Referentinnen festgestellt, dass es in Deutschland eine Website geben sollte, die neben rechtlichen Hintergründen und Informationen für aussteigewillige US-SoldatInnen auch aktuelle Informationen zur Antikriegsarbeit auf englisch enthält. Hinweise dazu wurden vom Military Counseling Network dankend aufgenommen, die bereits unter http://www.mc-network.de präsent sind.

Die ReferentInnen hoffen zudem, dass es nicht nur weiteren Kontakt zu den deutschen Gruppen gibt, sondern dass sich auch ein regelmäßiger Austausch und eine weitere Zusammenarbeit daraus entwickelt. Wir würden uns freuen, wenn dies realisiert wird.

Die Veranstaltungsreihe konnten wir nur mit der Unterstützung der Gruppen und Organisationen durchführen, die das eigentliche Programm vor Ort durchführten und sich um ÜbersetzerInnen und Unterkunft kümmerten. An dieser Stelle sei allen herzlich für die gute Zusammenarbeit gedankt. Wir sind immer wieder beeindruckt, welch große Resonanz es an manchen Orten gibt.

Zudem erhielten wir wichtige finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), sowohl vom Bundesverband, wie auch von den Landesverbänden Rheinland-Pfalz und Bayern, vom Bildungswerk der DFG-VK Hessen und dem Friedenspfarramt der EKHN. Auch diesen sei herzlich gedankt.

Kontakte

Aimee Allison: http://www.aimeeallison.org

Lori Hurlebaus: http://www.couragetoresist.org

Chris Capps: blanccakount(at)hotmail(Punkt)com

Military Counseling Network: http://www.mc-network

DFG-VK Hessen: dfgvkhessen(at)t-online(Punkt)de

Der Beitrag erschien in: Connection e.V. und AG "KDV im Krieg" (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, November 2007.

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