Russland: Aktivisten beklagen unrechtmäßige Einberufungen

von Radio Free Europe

(22.12.2009) Menschenrechtsaktivisten aus St. Petersburg beklagen zahlreiche unrechtmäßige Einberufungen bei der letzten Rekrutierungswelle in diesem Jahr. Das berichtet Radio Free Europe Russland. Ein Vertreter der Soldatenmütter St. Petersburg schilderte dem Radio, dass die Organisation viele Anrufe erhalten habe. Die AnruferInnen hätten sich darüber beschwert, dass die lokalen Rekrutierungsstellen des Militärs „junge Männer geradewegs auf den Straßen, in Supermärkten und der Metro eingefangen hätten, um sie zwangsweise zur Armee einzuziehen“. Ein Vertreter der Organisation erklärte, dass selbst in der Nacht Tauglichkeitsprüfungen durchgeführt würden, so dass die jungen Männer möglichst schnell eingezogen werden könnten. Die Vorsitzende der Soldatenmütter, Ella Poljakova, sagte, die Situation habe sich in den letzten beiden Jahren verbessert, aber nun sei plötzlich „die Jagd auf junge Männer neu eröffnet“.

Eine Beschwerde erhielten die Soldatenmütter von einer Witwe eines russischen Matrosen, der beim Sinken des U-Bootes K-159 vor einigen Jahren starb. Sie sagte, dass ihr das Verteidigungsministerium zugesichert habe, dass Kinder von verunglückten Matrosen nicht zur Armee eingezogen werden würden. Aber ihr Sohn wurde von der Straße weg zum Militär geholt.

Nach dem russischen Gesetz sind alle 18 bis 26 Jahre alten Männer wehrpflichtig. Aber eine zunehmende Zahl von jungen Männern entziehen sich der Ableistung des Dienstes aufgrund der häufigen Medienberichte über Schikanen, Einschüchterungen und Schlägen in der Armee.

Radio Free Europe: Activists in St. Petersburg Say Men Being Forced into Army. 22. Dezember 2009. Übersetzung: Rudi Friedrich. http://www.rferl.org/content/Activists_In_St_Peterburg_Say_Men_Being_Forced_Into_Army/1910265.html

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