Aktivisten von Connection

Ausgezeichnete Helden

von Andreas Schwarzkopf, Frankfurter Rundschau

(07.12.2009) Es ist voll, heiß und stickig im Saal des Spenerhauses in Frankfurt. Doch keiner verlässt das Fest. Stattdessen rücken alle 90 jungen und alten Menschen zusammen, einige sitzen auf dem Boden, andere stehen. Denn gemeinsam wollen sie die neun Aktivisten von Connection feiern, die an diesem Abend den Förderpreis und 5000 Euro von der Martin-Niemöller-Stiftung erhalten.

Übergabe des FörderpreisesAusgezeichnet werden die Kämpfer für eine gewaltfreie Welt, weil sie seit 1993 Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus aller Welt helfen, nicht zur Waffe zu greifen, nicht gegen ihre Überzeugung Menschen für eine angeblich gute Sache töten zu müssen.

Bei dem Fest stehen Kriegsgegner im Mittelpunkt. Die eritreische Deserteurin Bisrat Habtemicall, der US-Deserteur André Shepherd und der türkische Kriegsdienstverweigerer Zeynettin Er. Sie erzählen, wie und warum sie nach Deutschland kamen, wo das Connection-Netzwerk sie unterstützt. Shepherd beispielsweise verließ in der Bundesrepublik unerlaubt die US-Armee, tauchte unter und stellte als erster US-Deserteur Ende vergangenen Jahres mit Hilfe von Connection einen Asylantrag.

Seither stehen der in Offenbach ansässige Verein Connection und dessen Unterstützer ihm bei. Zu einem Fest der Kriegsdienstgegner gehören offensichtlich auch kritische Worte. Für die sorgt Martin Stöhr von der Martin-Niemöller-Stiftung. Er geht mit der politischen Elite scharf ins Gericht. Wer sich mit berühmten Kriegsdienstgegnern wie dem Dichter Friedrich Schiller und dem heiligen Martin schmücke, aber in der Gegenwart Deserteuren kein Asyl gewähre, der mache grundlegend etwas falsch, sagt Stöhr und bekommt dafür viel Applaus.

Gabriele Scholz am Klavier und Franz Volhard am Cello spielen anschließend Stücke von Vivaldi und "anderen Komponisten, die alle Kriegsdienstgegner sind - jedenfalls nehmen wir das an", wie die Pianistin sagt.

Als das offizielle Programm geschafft ist, gibt es kein Halten mehr. Die Kriegsgegner feiern mit Sekt und eritreischem Essen noch lange ihre Helden, die zuvor bereits im Jahr 1996 den Aachener Friedenspreis und im Jahr 2001 den Friedrich-Siegmund-Schultze Förderpreis erhalten hatten.

Frankfurter Rundschau vom 07.12.2009. http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=2126135&

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