Aus der Arbeit von Connection e.V.

Mai bis November 2010

von Franz Nadler und Rudi Friedrich

Panter Preis der taz für André Shepherd

Die taz machte es spannend. Alle sechs Nominierten für den taz Panter Preis wurden nach Berlin zur Preisverleihung geladen, darunter auch der US-Deserteur André Shepherd. Das Deutsche Theater in Berlin war an diesem Samstag, dem 18. September 2010, ausgesprochen gut gefüllt.

Zunächst wurden alle Nominierten vorgestellt - und die Auswahl überzeugte. Alle hätten einen der beiden an diesem Abend mit jeweils 5.000 € dotierten Preise verdient.

Ein Preis wird jeweils von einer taz-Jury vergeben. Er wurde zuerst bekannt gegeben und ging an Petra Peterich, die bei sich zuhause straffällig gewordene Jugendliche aufnimmt. Die 68-jährige ehemalige Sozialpädagogin bietet so seit 30 Jahren intensive pädagogische Betreuung als Alternative zur Haft.

Erst zum Schluss wurde der zweite Preisträger bekannt gegeben, der durch die taz-LeserInnen gewählt worden war. André Shepherd konnte es kaum fassen, als sein Name fiel. Er und seine Frau Jaqueline zeigten sich tief berührt. Wir hatten den Abend zuvor für den Fall der Fälle noch eine Rede vorbereitet und ins Deutsche übersetzt. Aber nun war all dies ob der erfreulichen Nachricht vergessen. Eine schöne Ehrung, die Laudator und taz-Redakteur Bernd Pickert mit folgenden Worten würdigte: „Er hat gemacht, was Soldaten bei Strafe verboten ist: Er hat entschieden. Allein. Er hat sein Leben in die eigene Hand genommen und gesagt: Ich mache nicht mehr mit.“ „Damit“, so die taz, „stellt er dessen Mut heraus, gegen den Strom zu schwimmen und große persönliche Härten für seine Überzeugungen in Kauf zu nehmen.“

Im Asylverfahren jedoch gibt es nach wie vor keine Entscheidung des Bundesamtes für Migration. Wikileaks zeigt alle paar Monate mit neu veröffentlichten geheimen Dokumenten, wie recht André Shepherd mit seiner Entscheidung hatte, sich durch die Desertion der Beteiligung an Kriegsverbrechen zu entziehen. Das Bundesamt lässt die Frage weiter offen, wie es in seinem Fall entscheidet.

Eritreische Deserteure kamen zurück

Sie haben Schreckliches erlebt: Yonas M. und Petros M. waren vor zwei Jahren trotz zahlreicher Proteste nach Eritrea abgeschoben worden. Sie wurden unverzüglich inhaftiert und mussten Monate in Haft verbringen - unter grausamen Bedingungen. Ihre Anwältin trieb unterdessen die Asylanträge weiter voran und konnte ein Jahr nach ihrer Abschiebung die Asylanerkennung erreichen.

Beide konnten glücklicherweise erneut fliehen - und Dank der Anerkennung nun endlich als Asylberechtigte nach Deutschland einreisen. Mit einer Broschüre machten wir gemeinsam mit Pro Asyl ihre Geschichte öffentlich, damit die bereits hohe Anerkennungsquote weiterhin hoch bleibt und niemand abgeschoben wird: Denn allen Frauen und Männern aus Eritrea, die sich im wehrpflichtigen Alter befinden, droht bei einer Abschiebung das gleiche Schicksal.

Die Broschüre, die wir dazu erstellten, wird gut angenommen. Sie enthält neben dem Bericht von Yonas M. und Petros M. auch Dokumente von anderen Menschenrechtsorganisationen, die ihre Aussagen bestätigen. In Kürze werden wir auch eine englische Ausgabe veröffentlichen.

Audio-Slideshow „...aber hat nicht gedient“

Nach monatelanger Arbeit konnten wir Anfang Oktober 2010 die DVD „...aber hat nicht gedient“ mit Fotos von Timo Vogt und Interviews mit vier VerweigerInnen aus Armenien, Deutschland, Israel und der Türkei veröffentlichen. Wir stellten sie gemeinsam mit dem Komitee für Grundrechte und Demokratie vor und führen Anfang Dezember Auftaktveranstaltungen mit der DVD in Köln, Berlin und Frankfurt/M. durch.

„Vogt hat mit der Schau eine eindrucksvolle Form für die Geschichten gefunden, die erzählt werden“, schrieb die Elbe-Jeetzel-Zeitung über eine Vorschau der AudioSlideshow. „Die Fotos, das ruhende Bild, erlauben die Konzentration auf das gesprochene Wort, die Erzählung, mehr als bewegte Bilder. Eine Reihe von Veranstaltungen ist geplant. Die könnten auch in Schulen sein, als Gegenstück zur Werbung der Bundeswehr.“

Diese Idee griffen wir in Offenbach auf. Wir gestalteten eine Ausstellung, die in der Friedensdekade in einer Kirche der Innenstadt gezeigt wurde und boten Schulveranstaltungen an. Vier Klassen bzw. Oberstufenkurse nahmen das Angebot an und konnten so ganz konkret erleben, wie sich Menschen in ihrem Alter zur Frage des Militärdienstes und des Kriegseinsatzes stellen.

Für Februar und März 2010 bieten wir Veranstaltungen mit Timo Vogt an. Bei Interesse bitten wir um eine Anfrage an unser Büro.

Unterstützung des britischen Verweigerers Joe Glenton

Joe Glenton war der erste britische Soldat, der mit seiner Verweigerung öffentlich gegen den Afghanistankrieg auftrat. Nach seiner Verurteilung zu neun Monaten Haft führten wir eine Postkartenaktion zu seiner Unterstützung durch. Dafür konnten wir auch gut den Kirchentag in München nutzen. „Zeitweise“, so schilderte es Joe Glenton nach seiner Entlassung, „bekam ich täglich 200 Postkarten aus aller Welt zugeschickt. So fühlte ich mich niemals allein.“ Er hat nun angefangen zu studieren.

Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe November 2010

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