Veranstaltungsreihe "Gegen Krieg und Diktatur in Eritrea"

Bericht

von Yohannes Kidane und Abraham Mehreteab

(01.07.2006) Die Eritreische Antimilitaristische Initiative (EAI) hat seit ihrer Gründung im Januar 2005 eine ganze Reihe von Aktivitäten durchgeführt und hart für ihre Ziele gearbeitet. Die Initiative tritt für das verfassungsmäßige Recht zur Verweigerung des Militärs und Militarismus in Eritrea ein. Verweigerer sollen die Möglichkeit eines alternativen Dienstes erhalten.

Die EAI konnte Entscheidungsträgern, Friedensgruppen, Verwaltungsgerichten, Anwälten, Sozialarbeitern und antimilitaristischen Gruppen in Deutschland die vielfältigen Probleme aufzeigen, die Deserteure bei einer Rückkehr nach Eritrea zu erwarten haben. Wir wendeten uns ebenfalls an das Außen- sowie das Innenministerium. Die Veröffentlichungen wurden auch in anderen europäischen Ländern aufgenommen, insbesondere dort, wo auch Deutsch gesprochen wird.

Damit gelang es, die Menschenrechtsverletzungen im eritreischen Militär aufzudecken, die sich insbesondere gegen Frauen und Männer richten, die den Kriegsdienst verweigern oder desertieren.

Mit der Veranstaltungsreihe, die schließlich im Mai 2006 stattfand, wollten wir dieses Thema einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen. Die Idee wurde aus einer ähnlichen Veranstaltungsreihe heraus entwickelt, die im Jahre 2005 von einem angolanischen Menschenrechtsaktivisten, Emanuel Matondo, durchgeführt wurde, der in Deutschland lebt und arbeitet.

Die Ziele der Veranstaltungsreihe waren:

  • Interessierten Personen der Friedens- und Menschenrechtsgruppen die Aktivitäten der EAI darzustellen;
  • die Situation der eritreischen Kriegsdienstverweigerer und Militärdienstentzieher in der Diaspora und insbesondere in Deutschland zu schildern;
  • Kontakte mit Organisationen aufzubauen, die an ähnlichen Themen arbeiten;
  • Ausführlich über die Situation in Eritrea zu informieren, über die umfassende Militarisierung des Landes und über die Menschenrechtssituation im Allgemeinen.

Es war die erste Tour, die politische Parteien, zivile oder Menschenrechtsorganisationen aus Eritrea in Deutschland durchführten. Wir hatten sie in Zusammenarbeit mit Connection e.V. länger als drei Monate vorbereitet. Mitglieder der EAI steckten viel Energie hinein, bereiteten Artikel für die Broschüre "Gegen Krieg und Diktatur in Eritrea" vor und anderes mehr. Schließlich fanden an zehn Orten in Deutschland Veranstaltungen statt: in Nottuln, Köln, Freiburg, Halle, Marburg, Frankfurt, Mainz, Dinslaken, Münster und Osnabrück.

Insgesamt führten Yohannes Kidane und Abraham Mehreteab von der EAI elf Veranstaltungen durch. Zehn davon fanden abends statt. An ihnen nahmen Mitglieder verschiedener Antikriegs- und Friedensorganisationen teil, andere Interessierte und auch EritreerInnen. Die elfte Veranstaltung führten wir in einem Gymnasium vor zweihundert SchülerInnen durch.

Auf den Veranstaltungen konnte sich die EAI selbst vorstellen und ihre Erfahrungen darstellen. Wir erläuterten die geografische Lage von Eritrea sowie die politischen und militärischen Gegebenheiten. Wir stellten nach einer PowerPoint Präsentation in eigenen Redebeiträgen insbesondere die starke Militarisierung des Landes und die Menschenrechtssituation im Land vor, woran sich Fragen und Antworten anschlossen.

An einigen Orten gab es Schwierigkeiten. Vertreter der eritreischen Regierung verfolgen sehr aufmerksam die Aktivitäten der Eritreischen Antimilitaristischen Initiative und versuchten die Veranstaltungen zu stören. Das war vor allem auffällig in Köln, Freiburg und Frankfurt.

In Köln waren etwa sieben von ihnen anwesend, die direkt nach der PowerPoint-Präsentation als Zeichen ihres Protestes die Versammlung verließen. Sie hinterließen ihr Material auf unserem Infotisch, darunter Einladungen zu Festivals in Frankfurt und Sawa. In Sawa ist übrigens das Ausbildungslager des eritreischen Militärs.

In Freiburg gab es vor der Veranstaltung einen anonymen Anruf bei der Universität, in deren Räumen die Veranstaltung stattfinden sollte. Es wurde damit gedroht, dass es zu Auseinandersetzungen kommen könnte. Darauf hin informierte die Universitätsleitung die Polizei, die schließlich außerhalb der Veranstaltungsräume präsent war. Zur Veranstaltung selbst waren mehrere VertreterInnen der Regierungsfraktion gekommen. Sie hörten sich unsere Beiträge an. Aber während der Fragen und Antworten versuchten sie bewusst zu stören, so dass die Veranstaltung schließlich abgebrochen werden musste. Die Veranstalter setzten darauf hin die Veranstaltung mit Interessierten in ihrem Büro fort.

In Frankfurt gab es nicht solche Schwierigkeiten. Es waren wohl drei Eritreer gekommen, die von Seiten der eritreischen Regierung geschickt worden waren. Sie verteilten Flugblätter mit einer Erklärung zur Situation in Eritrea, verhielten sich dabei allerdings zivilisierter als andere. Wir sahen hier sogar die Möglichkeit, ihnen sehr klar unsere Auffassung mitzuteilen.

Zumeist waren die TeilnehmerInnen der Veranstaltungen jedoch sehr interessiert und aufmerksam. Für uns war insbesondere der Teil mit Fragen und Antworten sehr bewegend. Hier einige Beispiele der Fragen:

  • Welche grundlegende wirtschaftliche Basis hat Eritrea und wie kann die Regierung das Geld für solch ein großes Militär und die Kriege aufbringen?
  • Was waren die Gründe für den sogenannten Grenzkonflikt zwischen Eritrea und Äthiopien?
  • Wenn Ihr sagt: kein Militär; wie soll sich dann unser Land gegen Feinde und größere Nachbarländer verteidigen, die Interesse haben?
  • Wie konnte sich solch eine nationalistische Bewegung, die die Unabhängigkeit erreichte, in eine Diktatur wandeln?
  • Wer sind die größten Waffenlieferanten?
  • Wie sieht Eure Vision für ein zukünftiges Eritrea aus?
  • Was war und ist die Rolle der Afrikanischen Union, der Europäischen Union und der internationalen Gemeinschaft, um das Problem zwischen Eritrea und Äthiopien zu lösen?
  • Was können wir tun, um Euch bei der Bewältigung der gegenwärtigen Probleme in Eritrea zu helfen?
  • Welchen Status habt Ihr in Deutschland?
  • Welche Rolle spielte Deutschland bei der Lösung des Konflikts zwischen Eritrea und Äthiopien?
  • Gibt es irgendeine organisierte eritreische Opposition, die die Regierung in Eritrea und in der Diaspora ablösen kann?
  • Warum ist die Regierung den westlichen Staaten und nichtstaatlichen Organisationen gegenüber so feindlich eingestellt?
  • Welche Rolle hat die USA in Eritrea bei der Lösung der gegenwärtigen Situation?
  • Sie sagen viel über die negativen Entwicklungen in unserem Land, wie steht es aber mit den positiven Entwicklungen?
  • Wie können wir wissen, ob Sie nicht Kriminelle aus unserem Land sind, die flohen und negative Dinge gegen uns propagieren?

Nach der Veranstaltungsreihe können wir sagen, dass wir unsere Inhalte auf eine sehr effektive Art und Weise verbreiten konnten. Von allen Organisationen, die mit eritreischen Flüchtlingen und insbesondere mit eritreischen KriegsdienstverweigerInnen arbeiten, wurden wir als vertrauenswürdige Quelle angesehen. Es sollte nicht die letzte Veranstaltungsreihe gewesen sein. Wir haben auch bereits weitere Einladungen für Veranstaltungen erhalten.

Die Veranstaltungsreihe war für uns eine wunderbare Möglichkeit, von den TeilnehmerInnen der Veranstaltungen zu lernen und unsere Kenntnis über unsere Arbeit weiter zu vermitteln.

 

Dokumentation der Veranstaltungsreihe (2,7 MB)

Der Beitrag erschien im Rundbrief »KDV im Krieg«, Juli 2006.

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